Die Erfurter Fayencemanufaktur von 1716 bis 1792

Erfurt, die im Mittelalter in Blüte und Kraft stehende Großstadt, war nach dem Dreißigjährigen Krieg und der Unterwerfung durch den Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn, auf dem Niveau eines kleinen Landstädtchens angekommen.

Zu dieser Zeit bat der Erfurter Bürger Fleischhauer die Kurmainzer Regierung um die Konzession zur Errichtung einer Fayencemanufaktur, nebst Kredit und weiterer Privilegien. Er erreichte bei seinen Verhandlungen keine Einigung.

Erst der in besseren Leumund stehende Zinngießer Silberschlag erhielt die Genehmigung zur Errichtung der Fabrik auf seinem Grundstück in der Rosengasse, nahe dem Löbertor.
Er durfte den Brennofen in seinem Haus errichten, überall auf Erfurter Gebiet nach Ton graben und eine Glasurmühle gründen. Er stellte einfache Waren her, wohl meist Walzenkrüge.

Nach seinen Tod 1722 verkauften die Erben die Manufaktur an Johann Paul Stieglitz, einen vermögenden Erfurter Bürger und Zinngießer.
Dieser hatte sich technisches und kaufmännisches Wissen in der bei Arnstadt gelegenen Dorotheenthaler Fayencemanufaktur, wo er Teilhaber war, angeeignet.
Stieglitz schaffte es, die Erfurter Manufaktur um 1724 zum leistungsstärksten und künstlerisch erfolgreichsten Thüringer Fayencestandort zu entwickeln, wohl auch durch die Abwerbung der guten Maler und Töpfer aus Dorotheenthal.

Man stellte die üblichen Gebrauchsgerätschaften wie alle Arten von Krügen, Teegeschirre, Balbierbecken, Teller, Platten, Butterbüchsen, Schüsseln, Puppengeschirr, Spülhumpen, Apothekerbüchsen, Handleuchter und vieles andere, her.
Dekoriert wurde in kobaltblau und in bunten Scharffeuerfarben sowie mit Schmelzfarben.

Als Marke fand das sechsspeichige Rad aus dem Stadtwappen Verwendung.

Verkauft wurde zu den Leipziger Messen (Neujahr, Ostern, Michaelis). Aber auch Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757-1828) bestellte Geschirre und Fliesen für den Weimarer Hof.

Durch die zunehmende Konkurrenz, des auch von Hausierern angebotenen Porzellans, war um 1760 ein deutlicher Rückgang der Geschäfte spürbar.

Der Versuch die Manufaktur dem Erfurter Töpferhandwerk zu verkaufen scheiterte (1789). Die Manufaktur wurde verkleinert und in die Augustusstraße (heutige Bahnhofstraße) verlegt.
1792 erfolgte die endgültige Einstellung der Geschäftstätigkeit und der Verkauf der Manufaktur für 1350 Reichstaler.